«Kanufahrt ins Glück»

prangt in großen Lettern auf einer Werbetafel. Das von der Mittagssonne angestrahlte Schild steht in einer engen Kurve auf einer verlassenen Landstraße. Dahinter ein kleiner Waldparkplatz. Eva & Adam beschließen anzuhalten. Ihr Wagen ist das einzige Fahrzeug. Der schmale und unbefestigte Weg in den angrenzenden Wald hinein, auf den das Schild mit deutlichem Pfeil verweist, ist zu eng für das Wohnmobil. Das Paar steigt aus. Noch unschlüssig gehen sie wenige Schritte den Waldweg entlang. Es ist nicht erkennbar wie weit und wie gangbar der Weg ist der vor ihnen liegt.
Romantisch ausgedrückt könnte man sagen das sie vom Schicksal hierhergeführt wurden. Genauso könnte man aber auch sagen, dass sie etwas abgeschreckt hat. Bei den vielzähligen anderen Bootsverleihern, dieser touristisch gut erschlossenen Gegend mit ihrer berühmten Seenplatte und den verzweigten Wasserwegen, hatten sie stets das Gefühl gehabt nur ein typisches Touristenpaar unter vielen zu sein. Alle haben ihnen mehr oder weniger die gleiche klassische Tour angeboten. Und dafür das sie dann je nach Geldbeutel im Viertelstundentakt auf einem viel befahrenen Kanal, wie Hühner auf der Stange aufgereiht, immer um die gleiche Insel herum durch das Wasser paddeln, war ihnen ihr einmaliges Erlebnis doch zu wichtig. Ihre idyllische Bootstour zu zweit sollte etwas ganz Besonderes sein. Etwas ganz Persönliches.
Was auf jeden Fall, aber auch richtig ist, dass Eva & Adam es sich vielleicht noch mal überlegt hätten, hätten sie gewusst was für ein langer und gewundener Weg sie zunächst erwartet. Welchen Weg sie zurücklegen werden bevor die gemeinsame idyllische Bootsfahrt beginnen kann. Adam geht mit raschem Schritt vorne weg. Der Gedanke einer gemeinsamen Bootsfahrt ist ihnen erst vor kurzem gekommen. Zu Beginn mehr nach dem Motto, «Wenn wir schon mal hier sind, dann gehört wohl so eine Bootsfahrt ‹halt auch› dazu.» Den Urlaub selbst haben die beiden kurzfristig geplant und wie es ihre Art ist dann auch direkt umgesetzt. Sie haben es schon so lange vorgehabt und doch war es nie der richtige Zeitpunkt. Doch jetzt war die Gelegenheit günstig. Eva ist so glücklich. Das ist für Adam das Schönste. Er ist stolz mit einer so wunderbaren Frau Hand in Hand durch das Leben und jetzt in diesem Augenblick durch diesen Wald zu gehen. Er weis wie wichtig es ihr ist. Gemeinsam als Paar eine solche Tour zu machen. Für ihn gehört es auch irgendwie dazu.

Regenbogenring

Hinein ins pralle Leben

Das dichte Grün der engstehenden Bäume und die verschlungene Wegstrecke sind einerseits einladend romantisch in seiner natürlichen Wildheit und andererseits wäre es auch beruhigend vorausschauen zu können. Doch nach einiger Zeit spüren sie, dass sie an diesem Ort eine besondere Stimmung empfängt. Eine ‹fröhliche Ruhe› sie umgibt. Sie nehmen sich an der Hand und bleiben für einen Augenblick stehen. Atmen den Duft des Waldes ein. Frisch und würzig zugleich. Das sanfte Rauschen der Blätter, ferne Vogelstimmen und sommerliches Zirpen von Grillen umhüllt sie. Ab und an sind ein ganz sanftes Glucksen und leises Plätschern zu hören. Adam nimmt Eva in den Arm, sie schmiegt sich warm an seine starke Brust. Ihr beider Blick geht hoch. Steigt auf in lichtdurchflutete Blattkronen. Dahinter wölbt sich der blaue Himmel, wolkenlos von der Mittagssonne überstrahlt. Als würde ‹das Leben selbst› die beiden an diesem Ort freundlich begrüßen. Das herabfallende Sonnenlicht zaubert ein faszinierendes Licht- und Schattenspiel auf den Boden. Die goldenen Lichtflecken auf dem bemoosten Weg scheinen um sie herum zu tanzen. Laufen immer wieder vor ihren Füßen davon. Tanzen zu einer Stelle am Wegesrand. Als Eva & Adam dem lockenden Lichtspiel folgen entdecken sie, dass unmittelbar unter der abfallenden Wegböschung, sich eine unbefestigte Uferkante vorbeischlängelt. Von unüberwindlichem Morast und hohem Schilf gezäumt breitet sich dahinter ein ruhig dahinfließendes Gewässer aus. Die Stelle zum gegenüberliegenden Ufer ist nicht breit. Auf der Wasseroberfläche spiegelt sich das faszinierende Lichtspiel. Der Himmel, die schaukelnden Blätter der überhängenden Baumkronen und die tanzenden Sonnenstrahlen auf den plätschernden Wellen. «Es ist doch eigenartig,» sagt in dem hübschen Schauspiel versunken Eva zu ihrem Adam, «dass es für so etwas Schönes kein eigenes Wort gibt. Oder?!» Adam nickt und dann machen die beiden sich weiter auf den Weg. Wieder haben sie beide gemeinsam den gleichen Gedanken. «Genauso stelle ich mir, mit dir unsere gemeinsame Paddelfahrt vor. Hinein und mittendurch durch das pralle Leben.»

Na, sind Sie neugierig wie es weitergeht?